Entstehung eines Gedichts

     
  Kommt es manchmal über mich,
dann fühl ich mich gar wunderlich.
Auf der Muse leichten Schwingen
flieg’ ich hoch und ganz weit fort.
Ein paar Füllsel nehm’ ich noch,
wie zum Beispiel „und“ und „doch“.
Sachte bau’ ich mit den Teilen
dann das Ganze sorgsam auf.
Kehr’ ich nach so einer Reise
in mein trautes Heim zurück,
fühl’ ich mich schon etwa seltsam, 
doch es überwiegt das Glück. 

 

 


 
Angelangt im Reich der Sprache
geht es mir dann richtig gut.
Was so lang im Kopf mir spukte,
wird nun sichtbar, kommt heraus.

Klar erkenn’ ich, was verschwommen,
deutlich wird, was unklar war.
Die Thematik scheint ganz einfach,
nur die Form ist noch nicht klar.

Und dann greif’ ich in die Vollen,
packe schnell das Beste ein:
Hier ein Wort, ein niedlich feines,
dort ein imposantes Teil,
bedeutungsschwer, voll Eleganz,
und dann schau’ ich noch nach einem,
ganz alltäglichem, gemeinen
ohne allen Firlefanz

 

 

(c) Gitta Spandau, Januar 2000

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