Party

  

Gewaschene, funkelnde Autos,

frisch geduschte Gestalten,

gehüllt in Duftwolken

von kostbar bis an die Grenze der Toleranz.

Braungebrannt die Körper.

Natur oder Sonnenbank.

Die Größe der Ausschnitte

korrespondiert mit der Tiefe der Bräune.

Braunsein ist chic.

Immer noch.

Dokumentiert Sportlichkeit und Bankkonten.

Gestylt die Frisuren,

besonders bei den Damen,

doch auch die Herren holen auf.

Geschminkte Gesichter -

oft Arbeit von Stunden.

Die Garderobe vom Feinsten –

elegant, sportlich, lässig, teuer.

Funkelnde Kostbarkeiten

blitzen an Ohren, Hals, Armen und Händen,

ziehen Blicke an,

erfüllen ihre Daseinsberechtigung.

 

Blumengebinde - kunstvoll arrangiert.

Dezent bis originell verpackt die Geschenke,

balancierend im linken Arm.

Frei der rechte

zum Händeschütteln, zum Umarmen.

Beginn des Defilees der Gratulanten.

 

Der Jubilar - breites Lächeln auf dem Gesicht,

Zufriedenheit und Freude vermittelnd,

vermischt mit männlicher Gelassenheit.

Genussvoll sich als Mittelpunkt fühlend,

Streicheleinheiten an sein Ego einsaugend,

fast selbst überzeugt von seiner Wichtigkeit.

Stets bereit, sich stilvoll zu bedanken.

Mit gespitztem Mund Küsse verteilend auf dargebotene Wangen.

 

Adrett gewandete Bedienung kredenzt Getränke.

Gläser klingen dezent beim Anstoßen.

Trinksprüche - zu Hause wohl vorbereitet -

Beweis für Humor und Intelligenz so manches Geladenen.

 

Gut getimte Organisation.                                                                      

Kaum verklungen die Reden,

Eröffnung des Büfetts.

Augenschmaus und Alptraum zugleich.

Hungrig ist keiner.

Ein Häppchen von diesem,

ein Löffelchen von jenem,

Delikatessen zu widerstehen ist übermenschlich,

sie zu ignorieren übersteigt die Willenskraft.

Am Ende des Büfetts randvoll der Teller !

Schmalköstige Vorsätze für die nächsten Tage.

Hingehauchte Klänge der Band erhöhen den Genuss der Köstlichkeiten.

 

Erlesene Mahle besänftigen.

Der Smalltalk mit dem unbekannten Tischnachbarn wird erträglich.

Alkohol löst Zungen.

Steigerung der Mitteilsamkeit.

Lachkoloraturen schweben über dem Ganzen.

 

Tanzmusik schleicht sich ein.

Profimäßig gleitet das erste Paar über das Parkett.

Zögernd folgen andere.

Die Veranstaltung nimmt den geplanten Verlauf.

 

Alte Gruppen finden sich zusammen,

diskutieren aktuelle und lokale Eventualitäten.

Freundschaften werden geschlossen.

Knisternd entstehen neue Lieben.

 

Überschritten der Höhepunkt.

Artige Verabschiedung der ersten Gäste.

Andere verschwinden wortlos.

 

Übergang zum gemütlichen Teil.

Hemdkragen werden geöffnet,

Krawatten gelockert.

Die Damen vergessen die Auffrischung ihres Makeups.

Gastgeber gähnt hinter vorgehaltener Hand;

doch gleich wird das Lächeln wieder angeschaltet.

Allmähliche Auflösung.

Schulterklopfen, Händeschütteln,

Küsschen rechts und Küsschen links.

 

Endlich ist auch der Letzte gegangen.

Die Band packt ihre Instrumente ein.

Personal beginnt mit der Beseitigung des Chaos.

Maximale Entspannung beim Hausherrn.

Müdigkeit und Erleichterung

dürfen das eingefrorene Lächeln ersetzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

(c) Gitta Spandau, August  1997

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